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Zu viel, zu viel – Von allem zu viel

Quergedanken im Dezember 2025 von Andreas Pecht

 

Andreas PechtWenn ein Jahr sich dem Ende zuneigt, überlege ich mit Walter oft: Was haben uns persönlich die vergangenen Monate gelehrt, das wir fürs Wohlempfinden am nötigsten hätten? Der Freund wirft einen Begriff auf den Tisch, mit dem ich erstmal gar nichts anfangen kann: Inputreduzierung. „Versuch mal deinem Gehirn bei der Arbeit während eines Gangs durch den Supermarktzuzuschauen." Aha, es geht ihm um Eindrücke, Infos, Lockungen, die auf unsereinen hereinprasseln. „Nicht nur darum, sondern auch um das, was daraus folgt" ergänzt er. Das wäre? „Du musst bewusst oder unbewusst Entscheidungen treffen, andauernd und umso mehr, je größer die Zahl der angebotenen Produkte. Nun geh' mal Produkte zählen in deinem relativ kleinen Supermarkt."


Habe ich gemacht. Stichprobenergebnisse: 14 Sorten Butter; 10 verschiedene Haferdrinks; an die 100 Arten Schokolade; 19 Sorten Chips; 32 verschiedene Kaffeepackungen; vier Dutzend Deos; sieben Regalmeter vierstöckig mit Haarshampoos, Duschgels/-cremes, festen und flüssigen Seifen; ähnlich überschießend das Sortiment der Voll- und angeblichen Spezialwaschmittel ... Und jede Woche kommen neue Produkte hinzu – oder alte in neuen Formen/Verpackungen. Dazu brüllen Extratische, Schilder, Beschriftungen: „Sonderangebot", „Edle Geschenkausgabe", „Neueinführung", „Jetzt noch besser". Irrsinn! Ich weiß nun, was Walter meint: Wäre ich nicht einer, der fast immer das gleiche kauft und alles andere ignoriert, mein Hirn würde qualmen vor lauter Entscheidungen, die es schon bei einem stinknormalen Einkauf ständig treffen müsste.


Nun haben wir neben der echten Welt auch noch die multimediale und digitale Welt. Dort muss man nicht nur fortwährend entscheiden, welches von den unzähligen seriösen bis völlig beknackten Info- und Vergnügungsangeboten man wahrnehmen möchte, und mit welchem Apparat (Fernseher, Radio, Smartphone, Tablet, Laptop, PC?). Da ringen abertausende Akteure um deine Aufmerksamkeit. Man scrollt durch eines der Sozialen Netzwerke und bekommt binnen Sekunden riesige Haufen völlig verschiedener Themen vor den Latz geknallt. Das ist ein Kopfschmerz verursachendes Tohuwabohu aus Launigem, Privatem, Kulturellem, Werbung, Interessantem und Schwachsinn, aus Parteien, Vereinen, Grüppchen, aus Welt- und Lokalnachrichten, immer mehr aus Agitation, Fakes, Lügen. Und du armer Wicht sollst jeden Moment aufs Neue herausfinden, was kann ich glauben und was nicht. Jetzt kommt noch die KI-Bagage hinzu und vermehrt diese „Vielfalt" um den Faktor „unendlich".


Walter grinst: „Du hast's kapiert. Das alles und etliches mehr ist Input, flutet permanent unser Gehirn unterschiedslos mit Information und Desinformation, mit Erhellendem und Verblödendem, mit Unterhaltendem und Empörendem, mit Nützlichem und Sinnlosem, Hübschem und Hässlichem. Bis am Ende der Denkapparat komplett zugemüllt ist und kaum noch machen kann, wofür er von der Natur geschaffen wurde: eigenständiges Denken." Ach, Freund, du hast ja Recht. Aber was tun? Laut Walter wäre das Mindeste, auch bei uns beiden: „Input reduzieren – also Verweildauer in Märkten und Medien vermindern; sich nicht mehr von jedem Scheißdreck die Aufmerksamkeit einfangen lassen; offensiv Werbegedöns, Wutgekreisch und Tinnefgesülze ignorieren; munter auch dies und das einfach mal verpassen. Denn weniger ist in diesem Fall mehr." Na dann: Wünsche angenehme, reduzierte Weihnachtsfeiertage.

 

Der Autor im Internet: www.pecht.info

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