Potzblitz! Zehn Jahre Querdenkerei
Quergedanken im Februar 2015 von Andreas Pecht
Hochgeschätzte Leserschaft: Wir haben etwas zu feiern. Dies ist die 120. Folge der „Quergedanken”, und da jeden Monat eine erscheint, wird die Kolumne jetzt erstaunliche 10 Jahre alt. Singet also „Happy Birthday” und seid froh, dass niemand etwas anderes denkt als „weitermachen” – und zwar „wie bisher”. Das ist ja keineswegs selbstverständlich in so kurzatmigen Zeiten. 10 Jahre: Derweil hat beim „Spiegel” drei mal die Chefredaktion gewechselt, hat die „Zeit” ebenso oft ihr Layout umgeschmissen, haben ganze Mediengruppen neue Besitzer gefunden, chice Magazine dutzendfach das Licht der Welt erblickt und wieder das Zeitliche gesegnet. Wir aber sind noch da! In äußerlich altbewährter Schlichtheit, seit 2005 stets frisch dem Prinzip folgend: Auf den Inhalt kommt es an. Woraus Sie den grundsätzlichen Unterschied ableiten können zum 2015 ebenfalls anstehenden zehnten Geburtstag der Kanzlerschaft Merkel.
„Quergedanken”. Den Titel fanden wir zwar schon beim Start nicht sonderlich originell, aber halt passend für unsere Absicht. Die da wäre: Der Schreiber macht sich öffentlich so seine Gedanken über menschengemachte Götter und die Fragwürdigkeiten der Welt. Er scheut keine gewagten Sprünge quer durch diverse Themenkomplexe. Er liegt quer zu sämtlichen journalistischen Formatvorschriften. Und er stellt sich bei jeder passenden wie unpassenden Gelegenheit quer zu Moden, Trends, Mainstreams, Blödsinnigkeiten und angeblich „alternativlosen Vernünftigkeiten”. Egal, wen er damit verärgert oder erfreut. Kurzum: Ich schreibe was und wie's mir passt oder auf der Seele brennt. Offensichtlich mögen viele Leute das.
Dem Kulturinfo-Herausgeber (*) ist bisweilen gewiss der Schreck in die Glieder gefahren. Schließlich steht er einem regionalen Anzeigen-Magazin vor. Aber als Verlegertypus guter republikanischer Schule blieb Günther Schmitz in der ihm eigenen Ruhe doch stets bei der souveränen Devise: „Ist als deine Meinung gekennzeichnet und wir haben Pressefreiheit. Ergo: drucken.” Gut getan, lieber Günther – damit mir sowie vor allem einer über die Jahre ziemlich groß gewordenen und treu gebliebenen Lesergemeinde monatlich Freude gemacht. Weil Jubiläumsfestakte meine Sache nicht sind, seien zur Feier des Ereignisses einfach mal drei Fragen beantwortet, die uns über das Jahrzehnt immer wieder aus der Leserschaft erreicht haben. 1. Wie komme ich zu meinen Themen? 2. Wie lange arbeite ich an solch einem Text? Schließlich 3. die Dauerfrage: Wer ist Freund Walter und gibt es den wirklich?
Zu 1.: Das Problem ist nie, Themen zu finden, sondern zu entscheiden, was von der Flut alltäglichen Irrsinns man nicht behandelt. Zu 2.: Sammeln und auswählen von Themen dauert den ganzen Monat, die Schreibarbeit dann zwei Tage. Sie (natürlich völlig unterbezahlt) besteht vor allem aus hinschreiben/verwerfen, hinschreiben/verwerfen, hinschreiben/ändern, Geändertes noch und nöcher verändern..... Denn es gilt auch für die „Quergedanken”, was Bodo Kirchhoff in einem Roman trefflich formulierte: „Geschichten kommen aus gefallenen Worten, nicht aus höheren Plänen; schon ein einziges Wort kann die ganze Richtung ändern.” Zu 3. höret Walter selbst: „Leute, bleibt mir bloß vom Leib! Nur das: Gäbe es mich nicht, der Herr Querdenker müsste mich erfinden; auf dass Schmackes an sein lauwarmes Gesülze komme. Und nun Alkohol: Auf weitere zehn Jahre – Hirn wie Herz frisch, frech, frei!”
(*) Erklärung für Leser/innen aus dem nicht-mittelrheinischen Rest der Welt:
Die Kolumne "Quergedanken" erscheint monatlich im Magazin "Kulturinfo". Und zwar in der Online-Ausgabe (>>www.koblenz-kultur.de) sowie auf Seite 2 der Print-Hauptausgabe, die mit einer Auflage von rund 64.000 Exemplaren im Großraum Koblenz/Neuwied sowie an der Untermosel, in der Vordereifel und an der Lahn verbreitet wird.
Der Autor im Internet: www.pecht.info