Neue Ideen für den Verkehr
Quergedanken im April 2015 von Andreas Pecht
Statistiker sagen, vor allem ältere Leute würden im Verkehr öfter falsch einfahren und vor allem jüngere Männer mit ihrem hohen Testosteron-Spiegel allzu flott abfahren. In beiden Fällen sind die übrigen Beteiligten gelackmeiert, weil ihnen die Verfahrensweisen alter wie junger Deppen den Verkehr verleiden. Wie von der digitalen Moderne nicht anders zu erwarten, schlägt sie zur Problemlösung den Einsatz neuer Technologien vor: etwa fest installierte, elektronisch gesteuerte Sperrmechanismen in den Zu-/Abgangs-Zonen sowie jedem Verkehrsteilnehmer serienmäßig implantierte automatische Tempobegrenzer.
Walter prustet: „Was schreibst du denn da, um Himmels Willen. Das gibt wieder Ärger, von wegen der Autor sei ein übler Sexist.” Wieso Sexist? Was hätten denn Dobrindt oder der europäische Verkehrssicherheitsrat ETSC mit Sex zu tun? Um deren Vorschläge gegen Geisterfahrer auf der Autobahn und tödliche Raserei auf allen Straßen geht‘s. Es ist, mein Lieber, allein deine schmutzige Fantasie, die anderes aus dem obigen Absatz herausliest. Der Freund winkt ab: „Friede! Ich bin halt auch nur ein Mann und werde deshalb etliche hundert Mal am Tag von unterschwelligen bis schwellenden Libido-Assoziationen heimgesucht. Das sei Manns-Natur, sagt die Wissenschaft. Frauen hätten‘s da leichter, die müssten sich nur alle paar Stunden mal mit derartigen Anfällen plagen.”
Ach Kerl, Wissenschaft hin oder her: Behalt‘ deine Schwellungen gefälligst für dich! Zurück zum Verkehr – zum Straßenverkehr und dem Maut-Minister. Dessen Hirn entfleuchte neulich die „Idee”, an sämtlichen deutschen Autobahnauffahrten elektronische Geisterfahrer-Abwehrsysteme einzurichten. Das ist mal wieder so eine Denke, die ich partout nicht begreife. Ein solch flächendenkendes System würde viele Millionen, gar einige Milliarden kosten, je nachdem ob Geisterfahrer infolge sensorischer Erkennung zurückgeschlagen werden mittels Ampeln, fallender Schranken, hochfahrender Mauern, Reifenkrallen oder Panzersperren, von der Seite abgeschossener Fangnetze oder Granaten...
Angeregt von Autobahnauffahrten in Spanien, Frankreich, der Schweiz, schlagen wir für die im Vergleich düsteren, bei Regen, Nacht und Nebel vielfach nur erahnbaren Zu- und Abfahrten in Deutschland eine billigere Alternative vor: Man spendiere jeder Autobahnmeisterei hierzulande ein paar Eimer Leuchtfarbe, einige Kisten Katzenaugen nebst Bodenpfählen und einen Satz ordentlich reflektierender Schilder. Klar, am Dobrindt-System würde irgendjemand massig verdienen, wohingegen Farbe und Katzenaugen nur Kleingeld einbrächten.
Um solch profitablen Unterschied geht es wohl auch beim Vorschlag des ETSC gegen die automobile Raserei, die alljährlich weltweit mehr Menschenleben kostet als alle aktuellen Kriege zusammen. Danach soll in jedes Auto ein Apparat eingebaut werden, der elektronisch mit Straßenschildern kommuniziert und automatisch die Fahrzeuggeschwindigkeit drosselt. Ei gäbe das ein Geschäft! Knapp eine Milliarde Autos und Abermillionen Schilder aufrüsten. Wie wäre es denn stattdessen mit folgender Technikinnovation zwecks Rettung vieler Leben sowie Schonung von Umwelt, Geldbeutel und unser aller Nerven: Bau und Zulassung nur noch von PKWs, die maximal so schnell fahren können wie Tempolimits in den meisten Ländern der Erde erlauben: weniger als 130 km/h. Walter prustet: „Heilig‘s Blechle, das gibt jetzt richtig Ärger.”
Der Autor im Internet: www.pecht.info